Startups gelten nicht nur als jung und agil, sondern auch als treibender Wirtschaftsmotor für Transformation und Innovation. Als digitale Vorreiter geben sie den Takt in den jeweiligen Marktsegmenten vor und beeindrucken nicht selten mit grossem Erfolg – manchmal sogar mit einer Branchenrevolution. So auch Unternehmen wie Uber, Airbnb oder Zalando, die anfangs belächelt worden, doch heute höhere Bewertungen als ihre klassischen Mitstreiter bekommen.
Auch Unternehmen haben von der Startup-Szene längst Wind bekommen. Der digitale Wandel drängt auch Unternehmen mit alt eingesessenen Strukturen und Organisationen, neu zu denken und unbekanntes Terrain zu erschliessen, in dem bewährte Strukturen und Vorgehensweisen jedoch nicht mehr so einfach funktionieren.
Aus diesem Grund strecken immer mehr Unternehmen ihre Fühler nach Startups aus und kooperieren mit ihnen beispielsweise in Form von Corporate Venture Capital, Accelerator-Programmen oder entwickeln am Ende gar unternehmensinternen Corporate Startups.
Doch was können Unternehmen eigentlich von Startups lernen? Können sie überhaupt etwas lernen? Soviel schon mal vorweggenommen: Ja, sie können durch Startups so einiges an neuem Wissen generieren.
1. Zentrierung auf den Kunden
Umso grösser die Unternehmen sind, umso geringer wird die Anzahl der Mitarbeiter, die überhaupt noch direkten Kontakt zum Kunden hat. Mit der Distanz zum Kunden geht auch die Orientierung am Kunden und seinen Bedürfnissen verloren bis hin zur völligen Vergessenheit des Kunden.
Startups hingegen, haben schon allein durch ihre viel geringere Betriebsgrösse eine höhere Chance, an jeder Stelle eng mit den Kunden im Austausch zu bleiben. Doch auch ihre Einstellung führt sie zu einer besseren Kundenbeziehung: Sie richten eine starke Zentrierung auf den Kunden. Sie denken ausgehend von den Bedürfnissen des Kunden und stellen ihn konsequent in den Mittelpunkt ihres Handelns. Entsprechend früh werden Kunden in die Entwicklung von Produkten und Dienstleistungen einbezogen, um sie von Beginn an am Wachstum des Startups teilhaben zu lassen und eine Vertrauensbasis zu bilden, auf der im nächsten Schritt eine enge Kundenbeziehung aufgebaut werden kann.
2. Schnelles und agiles Arbeiten
In vielen grossen Unternehmen herrschen schon über Jahrzehnte ausgeprägte Hierarchien und kleinteilige Planung. Prozesse laufen durch mehrere Abteilungen, werden vor und zurückgeschickt, bis sie bereit zur Umsetzung sind. Dabei ist es keine Seltenheit, dass einzelne Abteilungen unabhängig voneinander arbeiten, sich oft gar nicht kennen, sich nur gelegentlich mal auf dem Flur begegnen. So führen die hierarchisch geprägte und kleinteilige Strukturen letztendlich zu deutlich längeren Entscheidungswegen und erschweren die schnelle Umsetzung von Ideen.
Startups sind wiederum auf agiles und schnelles Arbeiten ausgerichtet. Indem die einzelnen Teams in flachen Hierarchien die Verantwortung für ihr Handeln übernehmen, rückt auch das Management in eine neue Führungsrolle. Statt Anleitung und Kontrolle kommt es in der Förderung agilen Arbeitens auf die Unterstützung und Ermutigung der Mitarbeiter an, vor allem aber auch auf das Zusammenarbeiten. Durch eine positive Fehlerkultur kann in enger Zusammenarbeit ein schneller Markteintritt und ein stetiges Optimieren ermöglicht werden. Ständige und fortlaufende Kommunikation zwischen den einzelnen Instanzen ist hier der Schlüssel zum Erfolg.
3. Lernen statt versagen durch Trial-and-Error
Unternehmen sind es gewohnt, dass zu Beginn eines neuen Projektes umfangreiche Analysen durchgeführt werden, um möglichst viele Informationen zu sammeln. Auf diesem Fundament basierend, wird ein Projekt aufgesetzt, dass jedoch nicht immer richtig sein muss. Oft sind es nur kleine Änderungen, die grosse Unternehmen jedoch bereits vor grosse Herausforderungen stellen.
Startups gehen mit Fehlern und Unsicherheiten anders um. Sie analysieren weniger, diskutieren weniger, aber probieren mehr aus. Häufig werden schnell greifbare Lösungsansätze entwickelt, um die Annahmen und Unsicherheiten zu prüfen und so schnell wie möglich aufgrund von Trial-and-Error zu lernen. Auf Basis dieser Lernerkenntnisse und somit auch Fakten wird in Schleifen das neue Produkt schrittweise entwickelt. Viele Startups zeichnet dank ihrer effizienten Strukturen somit die Fähigkeit aus, schnell zusätzliche Geschäftsfelder zu erschliessen und sich gewinnbringend zu positionieren – auch, wenn es anfängliche Schwierigkeiten gab.
4. Unternehmenskultur mit Entrepreneur-Spirit
Nicht selten findet man in grossen Unternehmen, Mitarbeiter, die schon seit vielen Jahren an ein und demselben Schreibtisch sitzen. Sie kennen das Unternehmen von der ersten Sekunde an und würden ihm auch nie den Rücken kehren. Trotzdem, das Arbeiten ist zur Gewohnheit geworden, längst aber keine Motivation mehr.
Motivierte Mitarbeiter sind in Startups jedoch grundlegend für Schnelligkeit, Flexibilität und Innovation. Aus diesem Grund werden Mitarbeiter in Startups dazu ermutigt, neue Fähigkeiten zu entwickeln, beruflich zu wachsen und unternehmerisch zu denken. Vor allem aber gemeinsam und vernetzt auf ein Ziel hinzuarbeiten.
Fazit: Startups als Inspiration für Unternehmen
Wenn Unternehmen einen Blick auf die Startup-Szene werfen, muss nicht gleich ein gemeinsames Corporate Venture Capital oder Accelerator-Programm bilden. Es reicht auch erstmal, wenn sich Unternehmen an gewissen Grundeinstellungen wie Motivation der Mitarbeiter und schnelles und agiles Arbeiten orientieren. So haben auch Unternehmen die Chance, sich weiterhin im Markt behaupten zu können – nicht nur im Wettbewerb gegen andere Firmen, sondern auch, wenn es um die Gewinnung neuer Mitarbeiter geht.